Die fünf Elemente und ihre Geschmackswelten: Wann ist welcher Geschmack heilsam – und wann nicht?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist nichts zufällig – auch nicht unser Geschmacksempfinden. Ob wir Lust auf Süßes, Saures oder Scharfes haben, kann ein Zeichen für unser inneres Gleichgewicht (oder Ungleichgewicht) sein. Jeder Geschmack entspricht einem Element und wirkt gezielt auf bestimmte Organe, Emotionen und Prozesse.Aber Achtung: Heißhunger ist oft ein Signal, keine Lösung. In diesem Beitrag erfährst du, wann ein Geschmack therapeutisch wirkt – und wann er sogar stören kann.
1. HOLZ – Leber & Gallenblase
Zuordnung: Sauer
Emotion: Wut, Frustration
Bewegung: Expansion, Aufbruch
- Wann hilft Sauer?
Bei Leber-Blut-Mangel oder leichtem Qi-Stau wirkt sauer leicht bewegend, adstringierend und regenerierend – z. B. ein wenig Zitronenwasser oder fermentiertes Gemüse. - Wann besser meiden?
Bei Leber-Qi-Stagnation, Leber-Hitze oder emotionaler Reizbarkeit kann zu viel Sauer zusammenziehen, stagnieren oder das Leber-Feuer anfachen.
→ Dann lieber mild-süß, entspannend und erdend essen.
2. FEUER – Herz & Dünndarm
Zuordnung: Bitter
Emotion: Freude, Unruhe, Übererregung
Bewegung: Aufwärts, Entladung
- Wann hilft Bitter?
Bei Herz-Hitze, Unruhe, Schlaflosigkeit oder Verdauungsstörungen wirkt bitter kühlend, entlastend, feuerregulierend. Ideal: bittere Tees, grünes Blattgemüse, Artischocke. - Wann besser meiden?
Bei Yin-Mangel, Kälte-Zuständen oder Schwäche kann bitter zu stark austrocknen und schwächen.
→ In solchen Fällen lieber nährend und befeuchtend essen (z. B. süßlich und warm).
3. ERDE – Milz & Magen
Zuordnung: Süß (natürlich, nicht industriell!)
Emotion: Grübeln, Sorgen
Bewegung: Mitte stärkend, aufbauend
- Wann hilft Süß?
Bei Erschöpfung, Verdauungsschwäche, Kälte in der Mitte wirkt süß (z. B. Karotten, Reis, Kürbis) tonisierend, erdend, stärkend. - Wann besser meiden?
Bei Feuchtigkeit, Schlappheit oder Übergewicht kann zu viel Süßes (besonders Zucker!) die Milz schwächen und Schleim/Feuchtigkeit fördern.
→ Hier helfen bitter oder leicht scharf als Ausgleich.
4. METALL – Lunge & Dickdarm
Zuordnung: Scharf
Emotion: Trauer, Loslassen
Bewegung: Zerstreuung, Öffnung
- Wann hilft Scharf?
Bei Kälte, Erkältung, Stagnation im Qi der Lunge wirkt scharf bewegend, öffnend und befreiend – z. B. Ingwer, Zwiebel, Rettich. - Wann besser meiden?
Bei Yin-Mangel, Hitzezuständen oder trockener Lunge reizt Scharf und schwächt langfristig.
→ Dann lieber befeuchtend, süßlich und sanft (Birne, Honig, Reisbrei).
5. WASSER – Niere & Blase
Zuordnung: Salzig
Emotion: Angst, Willenskraft
Bewegung: Abwärts, zurückhaltend
- Wann hilft Salzig?
Bei Trockenheit, Verstopfung, hartnäckiger Spannung wirkt salzig aufweichend, nach unten leitend – z. B. Algen, Miso, leicht gesalzenes Gemüse. - Wann besser meiden?
Bei Wassereinlagerungen, Bluthochdruck oder Schwäche der Nierenenergie kann zu viel Salz das Gleichgewicht stören.
→ In Maßen und qualitativ hochwertig einsetzen!
Die Kunst des richtigen Maßes
Die Geschmacksrichtungen der TCM sind wie feine Pinselstriche auf dem Bild deiner Gesundheit. Sie können harmonisieren, aber auch verstärken, was bereits im Ungleichgewicht ist. Es geht also nicht darum, bestimmten Geschmack immer zu meiden oder immer zu fördern, sondern zu verstehen: Was braucht mein System gerade wirklich?Wenn du herausfinden möchtest, welches Element bei dir aktuell im Ungleichgewicht ist, kann eine TCM-Beratung, Zungendiagnose oder Shiatsu-Behandlung aufschlussreich sein – und natürlich: deine eigene Körperwahrnehmung.